Wir sind auf dem Weg zu einem neuen, zweiten Konzil in Jerusalem.
Auf dem ersten Jerusalemer Konzil (Apg. 15) wurde entschieden, dass Nichtjuden nicht jüdisch werden müssen, wenn sie an Jesus Christus glauben. Seit der konstantinischen Zeit mussten Juden allerdings Christen werden, wenn sie an Jesus glaubten. Auf einem zweiten Jerusalemer Konzil sollen die christlichen Kirchenleiter Juden, die an Jesus glauben, zugestehen, nach der jüdischen Lebensordnung zu leben. Dort soll die Gemeinschaft von Juden und Nichtjuden, die an Jesus glauben, in Einheit und Liebe wieder hergestellt und verkündet werden. „Diese völlige Versöhnung muss die vollständige Tischgemeinschaft einschließen, die nach jüdischer Vorstellung grundlegend ist für eine glaubwürdige menschliche Gemeinschaft vor dem Herrn“ (TJCII-Vision, Ursprung und Dokumente, 2010, S. 66).
Versöhnung- aber wie?
Gemeinsam bezeugen Messianische Juden und Christen die bleibende Erwählung Israels durch Gott.
So überwinden wir Christen den Antisemitismus in unseren Herzen. Wir Messianische Juden und Christen öffnen unsere jeweilige Gemeinschaft für einander. Unterschiede und Gegensätze in Frömmigkeit und Theologie dürfen dies um Jesu willen nicht verhindern. Christus vereint beide – Juden und Nichtjuden – „in seinem Leib“ (Eph 2, 11ff). So bestätigen wir miteinander den Neuen Bund Gottes mit Israel. Miteinander, in der Verbundenheit von Juden und Nichtjuden, sind wir eine neue Schöpfung, ein „neuer Mensch“, der aller Welt verkündigt: Gott hat die Trennung zwischen Israel und den Heiden durch den Messias Jesus entfernt. Wir beten und vertrauen, dass diese Wunde am Leib Christi geheilt wird. Die Möglichkeit besteht. Die Heilung geschieht real, indem Christen und Juden einander persönlich annehmen und „zusammenwachsen“ wie Glieder eines Leibes. An dieser Versöhnung kann jeder Jesus als Messias Israels und Heiland der Welt erkennen (vgl. Joh 17, 21).
Versöhnung –und dann?
In TJCII kommen Juden, die an Jesus glauben, und Christen in persönlicher Hingabe an Jesus den Messias zusammen. Diese Hingabe geschieht als Gebet. Sie besteht darin, dass die Berufung angenommen wird, die der Vater im Himmel für seine Kinder hat. Was den Israeliten durch Mose gesagt ist: „Ihr sollt mir ein Königreich von Priestern und ein heiliges Volk sein“ (Ex 19, 6), gilt durch Jesus Christus auch den Christen:
„Ihr seid eine königliche Priesterschaft“ (1. Ptr. 2,9).
Durch die Hingabe Jesu Christi vermögen Messianische Juden und Christen sich gegenseitig in dieser Berufung anzuerkennen und zu lernen, sie gemeinsam zu leben. Weder müssen die Messianischen Juden ihre jüdische Identität verleugnen, noch die Christen ihre konfessionellen Überzeugungen verraten. Entscheidend ist, dass sie gemeinsam vor Gott und gegenüber der Welt ihr Gemeinsames Priestertum ausüben. Im Bild gesprochen, sind sie als diese versöhnte Gemeinschaft „Licht für die Welt“ (Mt 5,14). Indem sie die Versöhnung mit Gott repräsentieren und verkündigen, bringen sie als „Leib Christi“ Licht vom Thron Gottes in die Dunkelheit der Welt.

Denn so du aus dem Ölbaum, der von Natur aus wild war, bist abgehauen und wider die Natur in den guten Ölbaum gepropft, wie viel mehr werden die natürlichen eingepropft in ihren eigenen Ölbaum.